
Eosinophile Ösophagitis
Prävalenz, Diagnostik und Therapie im Kindes- und Erwachsenenalter
André Hoerning, Jens-Oliver Steiß, Ahmed Madisch, Jan de Laffolie
Eosinophilic esophagitis: Prevalence, diagnosis, andtreatment in childhood and adulthood.
Dtsch Arztebl Int 2025; 122: 195–202. DOI: 10.3238/arztebl.m2025.0042
Hintergrund: Die eosinophile Ösophagitis ist eine chronische, Th2-immunvermittelte Erkrankung der Speiseröhre, gekennzeichnet durch eine ösophageale Dysfunktion und eine eosinophile-prädominante Inflammation. In den letzten Jahren sind Prävalenz und Inzidenz angestiegen und liegen aktuell bei 16,1 beziehungsweise 1,7 Fällen pro 100 000 Einwohnerinnen und Einwohner und Jahr.
Methode: Selektive Literatursuche in PubMed, Medline, Google Scholar nach englisch- oder deutschsprachigen klinischen Studien, Reviews und Leitlinien (2011–2024, Suchstring „Eosinophilic
Esophagitis“).
Ergebnisse: Die diagnostische Latenz und Beeinträchtigung der Lebensqualität der Patientinnen und Patienten sind erheblich. Ernährungstherapie (Diet), pharmakologische (Drugs) und endoskopische Behandlungsmöglichkeiten (Dilatation) stehen zur Verfügung. Eliminationsdiäten führen bei etwa 43 %/60 %/79 % der Patientinnen und Patienten (Elimination von 2/4/6 Nahrungsmittelgruppen) zur histologischen Remission. Eine vollständig aminosäurebasierte Ernährung erreicht dies bei über 90 % der Betroffenen, ist aber zeitlich begrenzt. Topische Kortikosteroide führen in 60–87 %, Protonenpumpenhemmer bei etwa 30–50 % der Erkrankten zur histologischen Remission, Dupilumab (anti IL4Rα/IL-13Rα1) bei 60–86 %. Nebenwirkungsprofile und Einschränkungen im Alltag durch die Therapien unterscheiden sich erheblich und müssen patientenspezifisch abgewogen werden. Aufgrund des chronischen Charakters ist eine Remissionserhaltungstherapie langfristig erforderlich.
Schlussfolgerung: Für diese erst seit 30 Jahren bekannte Erkrankung gibt es wirksame Therapien, aber Fragen bestehen beispielsweise zum Langzeitverlauf, zur Erhaltungstherapie und zu nichtinvasiven Markern der Krankheitsaktivität. Die diagnostische Latenz sollte vermindert werden und eine adäquate Therapie und langfristige Betreuung den Patientinnen und Patineten eine optimierte Lebensqualität ermöglichen.
Lernziele
Die Leserinnen und Leser dieses Beitrags sollen nach Lektüre des Beitrags:
- die grundlegenden Merkmale der EoE verstehen
- die diagnostischen Methoden zur Identifikation der EoE kennen
- einen Überblick über die verschiedenen Therapieansätze erhalten haben.
In Deutschland wurde die Häufigkeit der EoE bislang nicht untersucht. Schweiz, Dänemark und Niederlande zeigen einen etwa 20-fachen Anstieg der Inzidenzen seit Mitte der 1990er Jahre, ohne einen gleichzeitigen Anstieg der Endoskopie- und Ösophagusbiopsierate (4–6).
Die Angaben zur Häufigkeit variieren regional, altersbezogen und zeitlich:
Prävalenz respektive Inzidenz reichen von 30,7 und 5,4 Fällen in Nordamerika zu 16,1 und 1,7 Fällen in Europa, je pro 100 000 Einwohnerinnen und Einwohner und Jahr. Männer sind mit 53,8 versus 20,1 Fälle/100 000 Einwohnerinnen und Einwohner 2- bis 3-mal häufiger betroffen, Kinder erkranken etwas seltener (27 Fälle/100 000 Kinder und Jugendliche) (3, 7, 8).
Risikofaktoren sind eine positive Familienanamnese, operierte Ösophagusatresie (25 % der Fälle), ein chronisches Darmversagen (10 % der Fälle) und eine ausgeprägte Atopie (9, 10). Viele Studien zeigten eine Assoziation mit atopischen Typ 2-inflammatorischen Erkrankungen wie Asthma bronchiale (27–60 %), allergische Rhinokonjunktivitis (57–70 %) und/oder atopische Dermatitis (6–46 %) (10–13).