
Häufig beginnt es schleichend:
Ein Kind verweigert plötzlich feste Nahrung, kaut auffällig lange oder verschluckt sich oft. Jugendliche klagen über Schmerzen beim Schlucken oder dass das Essen „stecken bleibt“. Erwachsene vermuten vielleicht eine Refluxerkrankung. Doch manchmal steckt etwas ganz anderes dahinter: Eosinophile Ösophagitis (EoE) – eine bislang wenig bekannte, aber zunehmend häufige Erkrankung der Speiseröhre.
Was ist EoE?
Die eosinophile Ösophagitis ist eine chronisch-entzündliche, immunvermittelte Erkrankung der Speiseröhre. Sie wird durch eine Anhäufung spezieller weißer Blutkörperchen – eosinophiler Granulozyten – ausgelöst, die durch bestimmte Nahrungsmittelproteine aktiviert werden. Diese Zellen dringen in die Schleimhaut der Speiseröhre ein und verursachen dort Entzündungen und langfristig sogar Narbenbildung oder Verengungen.
In den letzten zwei Jahrzehnten hat die Zahl der Diagnosen, besonders bei Kindern und Jugendlichen, deutlich zugenommen – Tendenz steigend.
Wie erkennt man EoE?
Die Symptome unterscheiden sich je nach Alter:
- Kleinkinder: Übelkeit, Erbrechen, Essverweigerung, Gedeihstörung
- Ältere Kinder & Erwachsene: Schluckstörungen (Dysphagie), Sodbrennen, Brustschmerzen, Essensreste bleiben stecken (Bolusobstruktion)
Ein hilfreiches Tool zur Erkennung: Die IMPACT-Anamnese, bei der z. B. auffällig langes Kauen, Abneigung gegen harte Konsistenzen oder Probleme mit Tabletten Hinweise geben können.
Wie wird EoE diagnostiziert?
Die Sicherstellung der Diagnose erfolgt über eine Endoskopie mit Gewebeproben. Nur so kann die Zahl der eosinophilen Zellen im Ösophagusgewebe bestimmt werden. Eine alleinige Symptombeurteilung reicht meist nicht aus.
Therapie: Mehr als nur Medikamente
Die Sicherstellung der Diagnose erfolgt über eine Endoskopie mit Gewebeproben. Nur so kann die Zahl der eosinophilen Zellen im Ösophagusgewebe bestimmt werden. Eine alleinige Symptombeurteilung reicht meist nicht aus.
Die Behandlung ruht auf zwei Säulen:
- Medikamentöse Therapie – z. B. mit Protonenpumpeninhibitoren (PPI) oder topischen Steroiden
- Ernährungstherapie – durch gezielte Eliminationsdiäten
Gerade in der Ernährungstherapie zeigt sich der Wert einer professionellen Ernährungsberatung. Es stehen verschiedene Diätansätze zur Verfügung:
- „Step-up“-Diät (z. B. 1- oder 2-Food-Diät): beginnt mit dem Verzicht auf die häufigsten Trigger (z. B. Kuhmilch, Weizen) – derzeit bevorzugt, da weniger belastend
- Elementardiät: ausschließlich spezielle Aminosäureprodukte – effektiv, aber stark einschränkend
- „Step-down“-Diät: mehrere Lebensmittelgruppen werden weggelassen, dann einzeln wieder eingeführt
Herausforderungen der Ernährungstherapie
Die Umsetzung einer Eliminationsdiät ist kein Selbstläufer: Es braucht Zeit, Motivation, gute Planung, kompetente Begleitung – und manchmal auch Durchhaltevermögen. Denn:
- Die Trigger sind individuell unterschiedlich und nicht durch Allergietests erkennbar
- Mangelernährung, psychische Belastung und soziale Ausgrenzung sind reale Risiken
- Auch finanzielle und organisatorische Hürden (z. B. beim Einkaufen oder im Schulalltag) spielen eine Rolle
Warum sich der Aufwand trotzdem lohnen kann
Trotz der Herausforderungen bietet die Ernährungstherapie große Chancen:
- Reduktion unnötiger Medikamentengaben
- Verbesserung der Lebensqualität
- Interdisziplinäre und individuelle Betreuung mit hoher Patientenbeteiligung
Fazit
Die eosinophile Ösophagitis ist mehr als eine seltene Speiseröhrenerkrankung – sie betrifft das tägliche Leben in seiner grundlegendsten Form: dem Essen. Eine frühe Diagnose und individuell angepasste Behandlung, insbesondere durch erfahrene Ernährungsfachkräfte, können helfen, Beschwerden zu lindern und Komplikationen zu vermeiden.
Mehr erfahren? Besuchen Sie unsere Website: www.eoe-patiententag.de/meet-eoe

Kartin Schweizer
Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin
Universitätskinderklinik Gießen